Woran erkennt man eine gute Energieberatung?
Preise und Lieferzeiten lassen sich für Auftraggeber:innen leicht vergleichen. Qualität im Vorfeld einer Zusammenarbeit nicht oder nur durch Empfehlungen. Dies gilt auch für Beratungsleistungen. Mehrere Artikel in Fachzeitschriften haben in der Vergangenheit über dieses Thema im Bezug auf die Energieberatung berichtet. Wir gehen in diesem Artikel auf einige wichtige Aspekte einer guten Energieberatung ein.
Warum beauftragen Immobilieneigentümer:innen und Investoren/Investorinnen einen Energieberater?
Der Grund für die Beauftragung eines Energieberaters bzw. einer ‑beraterin war laut früherer Studien vor allem der 5 % Fördermittelbonus bei anschließenden Sanierungsmaßnahmen. Getrieben durch die Energiekrise und steigenden gesetzlichen Anforderungen sind weitere Gründe hinzugekommen. Durch die Energieberatung (und den rechnerischen Nachweis) erhöht man die Wahrscheinlichkeit, die effektivsten Maßnahmen gegen hohe Energiekosten zu identifizieren. Unseren Erfahrungen zufolge sind Kunden/Kundinnen am häufigsten an den Kosten und Nutzeneffekte interessiert. Darüber hinaus gibt es Überzeugungstäter:innen, die aus gesellschaftlichen und ökologischen Gründen einen echten Beitrag zur Energiewende leisten möchten. Dies ist lobenswert und erfreulich, erfahrungsgemäß allerdings kein Massenphänomen. Im Geschäftswesen stehen weiterhin die wirtschaftlichen Interessen im Fokus.
Welche Ergebnisse sollte eine Energieberater:in präsentieren?
Die Anforderungen der Kunden und Kundinnen an eine Energieberatung beißen sich in der Praxis häufig mit der Vorstellung der ingenieurwissenschaftlich geprägten Energieberatungs-Branche. Bei den tätigen Architekten/Architektinnen, Ingenieuren/Ingenieurinnen, Meistern/Meisterinnen und Schornsteinfegern/Schornsteinfegerinnen stehen die technischen Aspekte einer Sanierung im Vordergrund. Fachlich gesehen ist dies auch wichtig und richtig, um darauf aufbauend die Planungs- und Sanierungskosten, sowie Förder- und Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch einschätzen zu können. Bedauerlicherweise hört es mit der Expertise bei den technischen Themen aber häufig auf. Über die fundierte Baukostenschätzung, den zukünftigen Entwicklungen der Baupreise, der Energiepreise, der CO2-Steuer, dem CO2-Emissionshandel und den förder- und ordnungspolitischen Anforderungen und Entwicklungen, der Auswirkungen auf den Mietpreis und Immobilienwert, sowie neue Möglichkeiten bei der Finanzierung kann oft wenig beraten werden. Diese Themen, genau wie das Bau- und Energierecht, sind für Entscheidungen für oder gegen eine Sanierung in der Wirtschaft maßgebend. Aus der Information, um welchen Effizienzhaus-Standard es sich handelt und in welcher Energieeffizienzklasse sich das Gebäude aktuell befindet können verschiedene Aussagen abgeleitet werden. Man muss es nur tun.
Welche Ergebnisse liefert ein typischer Sanierungsfahrplan?
Der individuelle Sanierungsfahrplan ist eine standardisierte Energieberatungsleistung und wird vom BAFA bezuschusst. Den Großteil der Beratungskosten übernimmt somit der Staat (80 % Förderzuschuss; auch für potenzielle Immobilieninvestoren). Das BAFA gibt zwecks Qualitätssicherung entsprechende Druckvorlagen vor. Die Auftraggeber:innen werden beim iSFP darüber aufgeklärt, in welchem Zustand sich das Gebäude und die einzelnen Bauteile sich aktuell befinden und welche Sanierungsmaßnahmen in den nächsten 15 Jahren sinnvollerweise durchgeführt werden sollten (inklusive Umsetzungshilfe). In der Immobilienwirtschaft würde man dies als eine Art “Technical Due Diligence”; Prüfung mit besonderer Sorgfalt bezeichnen. Darüber hinaus enthält der Sanierungsfahrplan Kostenschätzungen, erzielbaren Effizienzhaus-Standard und Angaben zur Wirtschaftlichkeit (insbesondere Amortisationszeiträume). Als Add-On können zur Nachvollziehbarkeit der getätigten Annahmen auch freiwillig Anlagen hinzugefügt werden. Sie zeichnen eine gute Energieberatung am Ende aus.
Welche Add-Ons kann ein Sanierungsfahrplan beinhalten?
Je nach Zielgruppe und Interesse sind unterschiedliche Add-Ons als Anlage denkbar. Sie können in einem abschließenden Erläuterungsgespräch vorgestellt werden. Je nach Zielgruppe liefern weiterführende Angaben einen echten Mehrwert für Eigentümer:innen und Investoren/Investorinnen.
- Angaben zu kommunalen, landesweiten und bundesweiten Förderprogrammen
- Auswirkungen auf die CO2-Steuer unter Annahme von Best-/Worst- und Use-Case Szenarien
- Angaben zu den Auswirkungen auf den angekündigten CO2-Emissionshandel
- Angaben zu Energiepreisentwicklungen
- Angaben zu Baupreisentwicklungen
- Angaben zu potenziellen Produkten oder Herstellungsverfahren
- Angaben zu Mietpotenzialen (unsanierter vs. sanierter Zustand)
- Angaben zu Nachverdichtungspotenziale
- Residualwertverfahren oder Cash-Flow Rechnung zwecks Ankaufsprüfung unter Berücksichtigung der Nachverdichtung, Fördermittel, Baukosten und zukünftigen Ertragsmöglichkeiten
Die Auflistung zeigt, dass Vieles möglich ist. Hierzu benötigt es allerdings Fachexperten/-expertinnen aus unterschiedlichen Bereichen, die der Immobilienwirtschaft, der Energiewirtschaft, dem Baubetrieb und baulichen Ausführung zuzuordnen sind. Unserer Erfahrung nach können die aller wenigsten Anbieter:innen diese entsprechenden Kompetenzen bündeln. Auch die bisherigen IT-Tools bringen entweder nicht die erforderliche Detailtiefe oder die notwendige Datenveredelung mit. Darüber hinaus reichen diese Tools allein nicht aus, weil dadurch kein Fördermittelantrag, kein Beleihungswert, kein Nachhaltigkeitszertifikat und keine Bauvoranfrage gestellt werden kann. Die Eingabedaten in den Tools müssen für die Prüfung mit besonderer Sorgfalt gezielt aufbereitet werden.
Eine Datenaufbereitung sollte aus Beratersicht vielmehr so erfolgen, dass darauf aufbauende Folgeleistungen effizienter berechnet und geplant werden können. Energieeffizienz-Experten/-Expertinnen, die nur die Eingabe eines Sanierungsfahrplan beherrschen, sind für Kund:innen nur eine kurzfristige Hilfe. Bei anschließenden Planungsleistungen entstehen vermeidbare Schnittstellen zu weiterführenden Planern und Handwerkern. Die Schnittstellen sind es bekanntlich, die bei Bauprojekten häufig zu Chaos und Stress führen.
Fazit: Merkmale einer guten Energieberatung
Eine qualifizierte Energieberatung wird von zertifizierten Energieeffizienz-Experten/-Expertinnen erstellt. Der individuelle Sanierungsfahrplan als Ergebnis ist dann besonders wertvoll, wenn über die Beratungsleistung hinaus weitere Leistungen angeboten und vollumfänglich beraten werden kann. Dazu sind vor Erstellung des Sanierungsfahrplans die Bedürfnisse der Kunden zu verstehen und die Ergebnisse auf die Interessen der Kundschaft auszurichten. Hier sind verschiedene zusätzliche Beratungsleistungen denkbar. Ein guter Sanierungsfahrplan geht über die technischen Angaben hinaus und es werden Beratungen zu weiterführenden Themen angeboten (CO2-Steuer, Entwicklungskonzepte, Energiepreisentwicklungen etc.). Ein individueller Sanierungsfahrplan ist zudem förderfähig und mittlerweile auch für Ankaufsprüfprozesse geeignet. Neben der BAFA-Förderung sollten auch kommunale Förderungen später berücksichtigt werden. Fragen Sie also vor Beauftragung, welche Ergebnisse präsentiert werden können.
ESTATIKA stellt hier eines von wenigen vollumfänglichen One-Stop-Shop Angeboten dar. Durch unsere Erfahrungen im Bereich der Planung und Ausführung (z. B. für Machbarkeitsstudien, zum Trendthema serielle Sanierung), dem Netzwerk (u. a. TGA-Planern/-Planerinnen), eigenen Projektentwicklungen, Expertise im Bereich der Sanierungsförder- und Ordnungspolitik und der Entwicklung eigener Tools können wir auf ein weitreichendes Beratungsangebot zurückgreifen.