Dachbegrünung

Sind bei einem Gründach die Anforderungen an die Statik höher?

Von der verbesserten Wärmedäm­mung bis zur umwelt­fre­undlichen Gestal­tung der Wohnumge­bung – Ein Grün­dach bietet eine Rei­he von Vorteilen. Doch eignet sich diese Art der Bedachung für jedes Gebäude und muss die Sta­tik beson­dere Anforderun­gen erfüllen? Das sind wichtige Fra­gen, die Bauher­ren vor dem Um- oder Neubau klären soll­ten.

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Statik und Dachbegrünung: Das ist zu beachten

Grund­sät­zlich haben alle Bau­maß­nah­men, die mit einem nicht uner­he­blichen Gewicht verknüpft sind, Ein­fluss auf die Sta­tik. Das trifft auf das Grün­dach ohne Frage zu, denn das Sub­strat und die Pflanzen brin­gen eine hohe Masse mit sich. Zusät­zlich ist eine Drainageschicht erforder­lich, die eben­falls auf dem Trag­w­erk lastet. Die Dachkon­struk­tion muss daher in der Lage sein, die anfal­l­en­den Gewicht­skräfte sich­er aufzunehmen. Hinzu kommt, dass sich das Gewicht nach einem Regen erhe­blich erhöhen kann: Das Mate­r­i­al, vor allem Sub­strate und min­er­alis­che Schüt­tun­gen, bindet Wass­er. Aus diesem Grund muss der Sta­tik­er die Last des Grün­dachs immer im Zus­tand der Sät­ti­gung mit Wass­er berech­nen. Wie schw­er der gesamte Auf­bau dann ist, hängt von mehreren Fak­toren ab.

Gründach: verschiedene Typen und Eigengewichte

Grund­sät­zlich unter­schei­den Kon­struk­teure zwis­chen inten­siv­er und exten­siv­er Dachbe­grü­nung. Die Inten­sivbe­grü­nung ist ver­gle­ich­sweise anspruchsvoll in der Anlage und der Pflege. Sie beste­ht aus Stau­den, Sträuch­ern und sog­ar kleinen Bäu­men und erfordert eine dicke Sub­stratschicht. Fol­glich ist das Gewicht hoch. Die wesentlich häu­figer gewählte und weniger aufwendi­ge Vari­ante ist die Exten­sivbe­grü­nung. Sie wird geprägt von pflegele­icht­en, klein­bleiben­den Gewäch­sen wie Moosen, Sedum und Gräsern. Je nach Bepflanzung und Auf­bau der Drainage erre­icht die Begrü­nung eine Flächen­last von 50 bis 100 Kilo­gramm pro Quadrat­meter. Im Ver­gle­ich dazu ist eine inten­sive Begrü­nung etwa dreimal so schw­er.

Was bedeutet dieses Gewicht für die Sta­tik des Gebäudes? Grund­sät­zlich kann eine Flach­dach-Kon­struk­tion eine Last von 50 bis 100 Kilo­gramm pro Quadrat­meter prob­lem­los tra­gen. Allerd­ings kön­nen sta­bilere Träger als bei einem Ver­gle­ichs­ge­bäude ohne Grün­dach erforder­lich sein. Es ist deshalb sin­nvoll, den Plan zur Bepflanzung des Flach­dachs frühzeit­ig mit dem Sta­tik­er zu erörtern. Ohne­hin gibt es einige bautech­nis­che Maß­nah­men, die für eine erfol­gre­iche Begrü­nung wichtig sind. Dazu gehört der Auf­bau ein­er Drainageschicht, die Regen­wass­er sich­er ableit­et. Eine Dachnei­gung von etwa 4° gilt als ide­al.

Wichtige Tipps: Gewicht sparen bei Gründächern

Grund­sät­zlich ist die Sta­tik für ein Grün­dach unprob­lema­tisch. Allerd­ings bedeuten stärkere Trag­w­erke im All­ge­meinen auch höhere Kosten. Vor diesem Hin­ter­grund ist es rat­sam, nach sin­nvollen Einspar­möglichkeit­en zu suchen. Hier gibt es vor allem zwei Hebel: Der erste bet­rifft die Wahl der Bepflanzung. Sedum und Moos sind (inklu­sive des benötigten Sub­strats) leichter als Gräs­er und kleine Sträuch­er. Der zweite Fak­tor, der das Gewicht wesentlich bes­timmt, ist die Wahl der Drainage-Schicht. Min­er­al­gemis­che haben den Vorteil, dass sie Natur­ma­te­ri­alien sind – allerd­ings binden sie eine Menge Wass­er. Das führt zu ein­er hohen max­i­malen Gewicht­skraft der Grün­fläche auf dem Dach. Wer etliche Kilo­gramm eins­paren möchte, ver­wen­det Mat­ten aus Kun­st­stoff, die leichter sind und weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Zusam­men­fassend lässt sich sagen, dass die Sta­tik für ein intel­li­gent geplantes, exten­siv begrüntes Flach­dach nicht sig­nifikant teur­er ist als für eine Kon­struk­tion ohne Bepflanzung.

Der Statiker plant vorausschauend

In Deutsch­land ist es so, dass der Sta­tik­er das Trag­w­erk nie dergestalt dimen­sion­iert, dass es ger­ade in der Lage ist, den gewün­scht­en Auf­bau zu tra­gen. Vielmehr muss der Bauin­ge­nieur eine Las­tre­serve ein­pla­nen. So kann es zum Beispiel passieren, dass sich auf einem (wenig gepflegten) Grün­dach organ­is­che Ablagerun­gen ansam­meln. Diese haben wiederum ein großes Poten­tial, Wass­er zu binden und die Dachlast damit zu erhöhen. Für diese Sit­u­a­tion und ähn­liche Fälle sorgt der Sta­tik­er vor.

Windlast bei Gründach

Eine weit­ere Beson­der­heit bei Gründäch­ern ist die Wind­last. In diesem Zusam­men­hang ist die soge­nan­nte Lagesicher­heit wichtig. Mit anderen Worten: Die Bepflanzung und das Sub­strat dür­fen nach Möglichkeit nicht ver­rutschen.

Aus der Beruf­sprax­is: Für die Berech­nung von Las­tenein­wirkun­gen auf Trag­w­erke gibt es eigene Vorschriften. Sie find­en sich in der DIN 1055. So ist sichergestellt, dass jed­er Sta­tik­er ein­heitliche Annah­men zugrunde legt.

Eignen sich vorhandene Dächer für eine Begrünung?

All­ge­mein lässt sich sagen, dass ein Grün­dach am besten bei einem Neubau geplant wird. So kön­nen die notwendi­gen Voraus­set­zun­gen vom Durch­wurzelungss­chutz bis zur Dachen­twässerung ohne Prob­leme geschaf­fen wer­den. Allerd­ings ist der Wun­sch zur nachträglichen Begrü­nung ein­er Dachfläche nachvol­lziehbar. Bauher­ren, die einen solchen Umbau pla­nen, soll­ten rechtzeit­ig mit einem Sta­tik­er sprechen. Dazu ist in der Regel nicht ein­mal ein Vor-Ort-Ter­min nötig. Der Bauin­ge­nieur kann auf Grund­lage vorhan­den­er Pläne entschei­den, ob das Trag­w­erk des Alt­baus für eine Dachbe­grü­nung geeignet ist. Wenn nicht, lässt sich die benötigte Stand­sicher­heit eventuell durch wenige Maß­nah­men her­stellen. Am ein­fach­sten ist es, ein Ein­fam­i­lien­haus (EFH) mit Flach­dach zu begrü­nen.

Gründach und Bauphysik: Das sollten Bauherren wissen

Gründäch­er haben einen erhe­blichen Ein­fluss auf die Bau­physik – und wer­den ander­er­seits von ihr bee­in­flusst. So sind Kalt­däch­er zum Beispiel nur für exten­sive Begrü­nun­gen geeignet, während War­mdäch­er das volle Reper­toire an Möglichkeit­en bieten. Für Hau­seigen­tümer sind jedoch vor allem die pos­i­tiv­en Eigen­schaften der Begrü­nung auf das Kli­ma im Gebäude inter­es­sant. Im Win­ter stellen Sub­strat und Grünpflanzen zusät­zliche Dämm­schicht­en dar. D. h., dass der Heizbe­darf sinkt. Im Som­mer hinge­gen hat das Grün­dach einen küh­len­den Effekt. Zudem bietet die Bepflanzung einen natür­lichen Schallschutz, der sich eben­falls pos­i­tiv auf das Wohn­kli­ma auswirkt.

  • Verfasst am 10. August 2020. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:

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