Klavier belastet die Statik eines Hauses

Klavier und andere schwere Möbel – was hält die Statik aus?

Generell hält die Sta­tik eines Wohn­haus­es auch zusät­zliche Las­ten in Form von Möbeln oder anderen Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­den prob­lem­los aus. Wenn allerd­ings wirk­lich schwere Son­der­ausstat­tun­gen die Innenein­rich­tung bere­ich­ern sollen, ist Vor­sicht geboten. Wasser­bett, Klavier oder Flügel, Aquar­i­um oder Swim­ming­pool – was hält die Decke aus und was beein­trächtigt die Sta­tik des Eigen­heims zu sehr?

Manch­mal kann es sin­nvoll sein, bere­its vor dem Haus­bau mit dem Sta­tik­er solche Einzel­heit­en zu besprechen. Die zusät­zliche Einzel­last muss dann berech­net und mit der gle­ich­mäßig verteil­ten Nut­zlast in Verbindung gebracht wer­den, um zu sehen, inwiefern das Gebäude tragsich­er ist.

Wasserbetten – Erhebliche Zusatzlast

Wasser­bet­ten brin­gen schnell ein Gewicht von 600 bis 800 kg auf die Waage. Dies ist eine erhe­bliche zusät­zliche Last, die auf den Fuß­bo­den ein­wirkt. Trotz­dem ist das Auf­stellen von Wasser­bet­ten meist sehr unprob­lema­tisch. Wegen ihrer Größe verteilt sich die Last auf eine große Fläche der Schlafz­im­merdecke, wodurch sich der Druck erhe­blich ver­ringert. Sie kön­nen also beruhigt schlafen – ein Wasser­bett ist für die Sta­tik in der Regel unge­fährlich. Eine Aus­nahme bilden Spitzbö­den, die weniger belast­bar sind (siehe unten). Hier muss im Einzelfall durch einen Sta­tik­er entsch­ieden wer­den, ob Sie das Wasser­bett auf­stellen kön­nen. Auch in Häusern von vor 1945, die in Leicht­bauweise erbaut wor­den sind, ist es rat­sam einen Trag­w­erk­s­plan­er hinzuzuziehen.

Klavier und Flügel

Anders als bei einem bre­it­en Wasser­bett konzen­tri­ert sich das Gewicht bei einem Klavier oder Flügel auf die Füße des Instru­ments und führt daher zu ein­er punk­tuellen Belas­tung des Bodens. Während Klaviere etwa 150 bis 300 kg wiegen, kommt ein Stu­dioflügel oder Konz­ert­flügel schon mal auf stat­tliche 500 kg. Leichtere Pianos stellen für die Tragfähigkeit des Gebäudes nor­maler­weise kein Prob­lem dar. Auch wenn Sie sich einen Flügel anschaf­fen wollen, ist dies für mod­erne Deck­enkon­struk­tio­nen in der Regel unprob­lema­tisch, da auch die punk­tuelle Belas­tung auf die gesamte Wohn­fläche verteilt wird. Um auf Num­mer sich­er zu gehen ist bei schw­eren Instru­menten über ein­er hal­ben Tonne jedoch ein Sta­tik­er sin­nvoll, zumin­d­est dann, wenn das Instru­ment nicht auf einem Beton­bo­den ste­hen soll. Um den Boden­be­lag vor Ein­del­lun­gen zu schützen, kann zudem eine Unter­grund­kon­struk­tion aus Holz helfen, das Gewicht gle­ich­mäßiger zu verteilen.

Aquarium – noch schwerer als ein Klavier

Je nach Größe eines Aquar­i­ums muss genau berech­net wer­den, ob das Gewicht dem Trag­w­erk des Gebäudes stand­hält. Ein Liter Wass­er wiegt ein Kilo­gramm. Ein Beck­en mit 300 Liter Vol­u­men wiegt also bere­its 300 kg (Größenord­nung wie Klavier), noch hinzu kommt das Gewicht für Glas, Bepflanzung, Steine usw. Wie groß die punk­tuelle Belas­tung ist, hängt nun auch noch davon ab, wie groß die Fläche des Aquar­i­ums ist. Es emp­fiehlt sich hier einen Trag­w­erk­s­plan­er hinzuzuziehen, der die zusät­zliche Belas­tung mit den Nut­zlas­ten abgle­icht. Auch für die richtige Platzierung im Raum ist Beratung durch den Trag­w­erk­s­plan­er sin­nvoll. Generell sollte ein schw­eres Aquar­i­um nicht in der Zim­mer­mitte aufge­baut oder mit Dübeln an der Wand befes­tigt wer­den.

Whirlpool und Planschbecken

Auch bei Whirlpools, Plan­schbeck­en oder Swim­ming­pools ist die Decke eines Wohn­raumes zusät­zlich belastet. Wie beim Aquar­i­um kom­men hier schnell hohe Gewichte zus­tande, die der Nut­zlast des Gebäudes nicht immer angemessen sein müssen. Hier gilt es eben­falls eine Experten­mei­n­ung einzu­holen. Eine Beson­der­heit stellt die Belas­tung eines Balkons dar. Neubaubalkone hal­ten eine Tra­glast von 500 kg/m² aus, Alt­bauten jedoch meist deut­lich weniger. Ein Whirlpool kann hier schnell zu schw­er wer­den, fasst er doch bis zu 800 Liter Wass­er. Auch wenn Sie die Som­mer­monate auf dem Balkon im kühlen Nass ver­brin­gen wollen, ziehen Sie also bess­er zunächst einen Sta­tik­er zurate.

Exkurs für Interessierte: Nutzlast

Die Nut­zlas­ten, also die Las­ten, die auf ein Bauteil ein­wirken, sind in der DIN 1005–3 für Hochbaut­en nachzule­sen. Für Deck­en von Wohn- und Aufen­thalt­sräu­men wird zwis­chen zwei Kat­e­gorien unter­schieden:

Decken mit ausreichender Querverteilung der Lasten

Bei diesen Deck­en wer­den die ein­wirk­enden Kräfte oder Las­ten quer zur Haupt­tra­grich­tung verteilt. Angren­zende Bere­iche tra­gen die Last mit, wodurch diese gle­ich­mäßiger auf alle Seit­en verteilt wird. Die Nut­zlast beim Deck­en­bau in Wohn­räu­men beträgt 150 kg/m². Eine solche aus­re­ichende Querverteilung der Las­ten ist in der Regel bei Stahlbe­ton­deck­en aus Ort­be­ton oder Stahlbe­ton­deck­en aus Fer­tigteilen mit aus­re­ichend schubfester Verbindung der Deck­enele­mente zu find­en.

Decken ohne ausreichende Querverteilung der Lasten

Bei Deck­en ohne aus­re­ichende Querverteilung wird die Last durch die Rich­tung der tra­gen­den Balken vorgegeben und wirkt daher nur in Haupt­tra­grich­tung. Daneben­liegende Balken beteili­gen sich, anders als bei Deck­en mit ause­ichen­der Querverteilung, nicht an der Last. Für die Berech­nung der Nut­zlast wird wegen der gerin­geren Tra­gre­ser­ven daher ein größer­er Wert von 200 kg/m² ange­set­zt. Deck­en ohne aus­rechende Querverteilung sind zum Beispiel Holzbalk­endeck­en und Stahlbe­ton­deck­en aus Fer­tigteilen ohne schubfest miteinan­der ver­bun­dene Ele­mente.

Ein beson­der­er Fall stellen Spitzbö­den dar. Bei ein­er Dachraumhöhe bis zu 1,8 Meter ist nur eine Belas­tung von 102 kg/m² gewährleis­tet.

  • Verfasst am 16. August 2019. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:

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